. AAE Lgnss – Behältertragwagen der Schweizer Post
  • Massstäbliche Ausführung N 1:160
  • filigrane Teile aus Ätzblech für vorbildgetreue Wiedergabe
  • Minimal befahrbarer Radius 190 mm
  • NEM-Kupplungsaufnahme mit Kurzkupplungskulisse
  • Wagenrahmen aus Zinkdruckguss zur Gewährleistung des Modellmindestgewichts nach NEM
  • Jedes Modell beladen mit jeweils zwei Wechselbehältern C745 der Schweizer Post

Die Modell-Ausführungen

  • (x5010) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »zuverlässig« & »rund um die Uhr«
  • (x5011) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »Pakete unterwegs« & »bei Sonne und Regen«
  • (x5012) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »zügig« & »durch Stadt und Land«
  • (x5013) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »landesweit« & »ökologisch«
  • (x5014) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »rapide« & »per pacchie esigenti«
  • (x5015) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »qualité assurée« & »24 pre su 24«
  • (x5016) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »rapido« & »con pioggia o sole«
  • (x5017) AAE Lgnss, beladen mit zwei WB-C, Motiv »jour et nuit« & »dans tout le pays«

Der Modell-Rollout
Das Modell befindet sich im Werkzeugbau. Nach derzeitigem Stand ist mit der Erstauslieferung im Spätsommer 2008 zu rechnen.

Der Hersteller
Das Modell des Lgnss wird von der Schweizer Firma creanorm, in Kooperation mit einem chinesischen Produktionspartner hergestellt. KombiModell /Saechsische Waggonfabrik Stollberg übernimmt den Vertrieb der creanorm-Produkte in Deutschland.

. Schnelle Postlogistik
Um den schweizweiten Brief- und Paketversand schneller und letzlich auch wirtschaftlicher zu gestalten, investierte die Schweizer Post massiv in den Aufbau einer Logistik, die den Wechselbehälter als tragendes Element vorsieht. Um auch die Eisenbahn in dieses System einzubeziehen und nicht – wie in vielen anderen Ländern geschehen – nahezu ausschliesslich auf die Strasse als Verkehrsträger zu setzen, musste ein geeigneter Tragwagen gefunden werden.
Die Rollmaterialknappheit im Kombinierten Verkehr ist jedoch so alt wie der KV selbst. Zudem hatte es Ende der 1990er Jahre kaum für das Anforderungsprofil geeignete Waggons. Immerhin sollten je Waggon zwei Behälter transportiert werden können. Vierachsige Waggons waren hierzu eindeutig überdimensioniert und wären durch viel ungenutzte Ladelänge sowie grosser »Totlast« unwirtschaftlich gewesen: Die meisten Vierachser sind ausgelegt für 60' Ladelänge und somit gut geeignet für ISO-Container – nicht jedoch Wechselbehälter, deren Längenmasse zwischen 23,5' (7,15m) und knapp 26' (7,82m) liegen.
Zweiachsige Waggons jedoch wurden seit den 1980er Jahren europaweit praktisch nicht mehr neu gebaut, da sie für den Containertransport aufgrund der maximalen Achslast nur begrenzt nutzbar sind. Zudem sorgten auch unerfreuliche Vorfälle von Entgleisungen im Rangierbetrieb solcher Waggons mit langem Achsstand für eine Abkehr vom Zweiachser. Während die UIC maximal 9m vorsieht, lassen sich Ladelängen für Wechselbehälter oft nur mit 10m Achsstand realisieren.
Damit war klar, dass für den geplanten Einsatz nur eine Neukonstruktion in Frage kam.
. Der »Postwagen« Lgnss

Die Schweizer Post beauftrage die Ahaus-Alstätter-Eisenbahn (AAE) – einer der grössten Waggonvermieter Europas – mit Konstruktion und Lieferung eines geeigneten Waggons, der langfristig von ihr angemietet werden sollte. Die AAE liess daraufhin bei MSV (CZ) einen zweiachsigen Behältertragwagen bauen, der mit einem Radstand von 10m eine Ladelänge von 15m aufweist und somit geeignet ist für das geforderte Beladungsszenario von zwei 7,45m Wechselbehältern (C745).
Der Wagenrahmen besteht aus einer geschweissten Stahlkonstruktion mit aussenliegenden fischbauchartigen Längsträgern in Doppel-T-Profil. Weiterer wichtiger Aspekt war, die Konstruktion nicht nur lauf-, sondern auch bremstechnisch für ss-Verkehre (HG 120 Km/h) auszulegen. Lauftechnisch wird dieses erreicht durch Einsatz von zwei längseingebauten Wende- sowie vier Querdämpfern zwischen Radsatzlagern und Wagenrahmen. Bremsseitig verfügt der Waggon über eine selbsttätig lastabhängig wirkende Druckluftbremse. Die Bremskraft wird dabei über jeweils zwei Aluminiumkeramik-Bremsscheiben pro Achse übertragen. Die Anbringung der Bremszangen an zwei massiven, querliegenden Rohrkonstruktionen verleiht dem »Postwagen« – zusammen mit Dämpfern und Fischbauchträgern – sein charakteristisches Aussehen.

Die Ladeflächenhöhe liegt durchgehend bei 1.070mm über SO und unterschreitet somit die gemäss UIC-Merkblatt 571-4 (Einheitsgüterwagen – Güterwagen des kombinierten Verkehrs) vorgesehene Normalhöhe um 100mm. Folglich trägt der Waggon gemäss UIC 596-6 (Huckepackverkehr – Technische Organisation – Bedingungen für die Kodifizierung der Huckepackladeeinheiten und der Huckepackstrecken) die Kennzeichnung C+8 im Vereinbarungsrater und ermöglicht so den Transport auch höherer Ladeeinheiten auf Strecken mit begrenztem Profil.

Bei einem Eigengewicht von 14t weist der »Postwagen« eine für den Einsatzzweck in der Brief- und Paketlogistik geeignete Lastgrenze von 26t (ss-Verkehre) resp. 31t (s) auf. Die Maximalmasse des Wagens liegt somit bei 45t – im Betrieb werden 31,6t als Normgewicht angesetzt (die Ladeinheiten werden im Post-Betrieb nicht verwogen!).

Trotz zusätzlich an den Wagenenden eingebauter Schwingungsdämpfer, die Schwingungen der Waggonstruktur bei teilbeladenen Waggons verhindern sollen, verkehren die »Postwagen« entweder leer oder immer mit zwei Behältern beladen – selbst wenn einer davon leer mitgeführt wird.

Inklusive drei Prototypen wurden 1999 ingesamt 253 Einheiten gebaut und bei der AAE in Dienst gestellt. Alle Einheiten sind lackiert in RAL 7044 seidengrau. Als zweiachsiger Tragwagen trägt der »Postwagen« die Bauartbezeichnung Lgnss und ist gemäss UIC 438-2 (Kennzeichnungen der Güterwagen) eingereiht als (43 68) 443 000 – 252.
Die Kennzeichnung 43 verweist dabei auf die nicht vorhandene RIV-Kompatibilität (seit 1.7.2006 ersetzt durch Cotif 1999 /AVV), da der Wagen nur innerhalb der Schweiz eingesetzt wird.

. Wer bremst, verliert!
Der »Postwagen« gelangte in den Jahren 2004/05 zu nicht gewollter, wenig positiver Bekanntheit: Erstmalig kam es im Januar 2004 in Dietlikon zu einer Streifkollision zwischen einem aus Lgnss gebildeten Postzug und einem DTZ der Zürcher S-Bahn. Folge: Eine Person leichtverletzt, ca. 500.000 CHF Sachschaden. Ursache war vordergründig eine schlechte Bremswirkung.
Dasselbe Spiel, wenngleich ohne Unfall ausgegangen, wiederholte sich im März 2004 und abermals November 2005: Schlechte Bremswirkung.
Bei den nachfolgenden, umfangreichen Untersuchungen wurde erst nach langen Versuchen die Ursache gefunden. Als Ergebnis wurden alle Aluminium-Bremsscheiben gegen solche aus Grauguss getauscht.

Zwischenzeitlich mussten Postzüge mit zusätzlichen Schiebewandwagen als Bremswagen eingesetzt und einzelne Züge sogar auf die Strasse verlagert werden. Nach allen Änderungsarbeiten laufen die »Postwagen« inzwischen zuverlässig und sorgen für den schweizweiten, umweltfreundlichen Transport von Briefen und Paketen.

. Fotos

© creanorm (Modell) /© Saechsische Waggonfabrik Stollberg (Text & Photos [sofern nicht anders angegeben])